Wer über Jahre Taekwondo trainiert ist in aller Regel ein selbstbewusster und ausgeglichener Mensch, der sich seinem Können und der Auswirkung von angewendeten Taekwondo Techniken bewusst ist.
Übungen, die den Taekwondoin über Jahre auf den “Ernstfall” vorbereiten, geben diesem die Sicherheit, einem potentiellen Angreifer in einer körperlichen Auseinandersetzung jederzeit überlegen zu sein. Dies führt aber auch dazu, dass ein ausgebildeter Taekwondoin lieber einer bedrohlichen Situation aus dem Weg geht und versucht einen Streit nicht eskalieren zu lassen.
Dennoch kann es Situationen geben, in denen man sich verteidigen muss. Dazu sind die erlernten Taekwondo Techniken sehr gut geeignet. Die kraftvollen Tritte und Handtechniken können einen Angreifer schnell und effektiv außer Gefecht setzten. Sich bei einem Angriffen zu verteidigen ist durchaus erlaubt: im §32 Strafgesetzbuch ist die sogenannte Notwehr klar geregelt. Die Abwehr muss aber immer dem Angriff angemessen und verhältnismäßig sein.
Unter dem Aspekt der Verhältnismäßigkeit, rechtfertigt nicht jede Situation die Anwendung von Tritt- oder Schlagtechniken, mit denen sogar Bretter oder Steine zerschlagen werden können. Wenn man nur „angepöbelt“, an der Schulter festgehalten wird, oder ein offensichtlich Betrunkener Streit sucht, darf man ihn z.B. nicht mit der Faust die Nase brechen. In solchen Situationen können jedoch andere Techniken helfen, die den Angreifer nicht sofort schwer verletzten, ihm aber trotzdem eindeutig zeigen, es mit einem körperlich geschulten Kampfkünstler zu tun zu haben. Meist ist die Auseinandersetzung dann schnell und ohne schwerwiegende Verletzungen beendet.
Solche Techniken werden im Taekwondo Training regelmäßig praktiziert. Wichtig ist, dies über Jahre immer wieder und mit unterschiedlichen Partnern zu üben, denn nur dann reagiert man in entsprechenden Situation reflexartig und die Verteidigung geschieht ohne lange überlegen zu müssen. Beim Training ist neben der Regelmäßigkeit wichtig, dem Trainingspartner zu zeigen, ob die Techniken und Hebel auch funktionieren. Nur so bekommt man über die Zeit ein Gefühl für die jeweilige Technik und kann sich darauf verlassen, dass sie im Ernstfall auch funktioniert.
Die meisten dieser trainierten Selbstverteidigungstechniken, verwenden Hebel. Diese sind – richtig angewendet – durchaus schmerzhaft, fügen dem anderen aber keine ernsthaften Verletzungen zu. Manche Techniken bringen den Angreifer sogar zu Boden und ermöglichen es ihn dort zu fixieren. Auch die gezielte Nutzung von „Vitalpunkten“ wird trainiert, dies sind besonders empfindliche Stellen am Körper. So kann Beispielsweise schnell Distanz zum Angreifer geschaffen werden, indem man mit gestrecktem Zeigefinger auf entsprechende Akupressurpunkte Druck ausübt.
Richtig angewendet funktionieren die Techniken ohne größeren Krafteinsatz. Nur wer die Technik noch nicht beherrscht, versucht den Übungspartner mit purer Kraft abzuwehren.
Es gibt bei der Selbstverteidigung, Koreanisch „Hosinsul 호신술“, drei grundlegende Prinzipien. Diese werden bei allen Techniken angewendet:
1) Die eigene Mitte halten und stärken. Die Mitte des Gegners schwächen / brechen.
2) Druck und Gegendruck: Ein schneller Richtungswechsel und gleichzeitig angewendeter Hebel wirken meist sehr effektiv.
3) Verwendung von Hebeln
Mit Hebeln werden Muskeln und Sehnen zuerst verkürzt und im Anschluss überstreckt. Zudem werden häufig zusätzlich zu den ausgeführten Hebeln, begleitend Nerven getroffen und Vitalpunkte aktiviert. Die drei grundlegenden Arten von Hebeln sind Dreh-, Kipp- und Streckhebel.